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Mein Trabant P601 läuft nur auf einem Topf: Fehlersuche Elektronikzündung

Im Prinzip ist das System und damit die Fehlersuche recht einfach. Wenn man das einmal gemacht hat, dann ist der Fehler meist innerhalb 5 Minuten gefunden. Beim ersten Durchlesen mag es kompliziert klingen. Druck es aus und trau dich trotzdem an die systematische Prüfung wie hier beschrieben. Das Prinzip der Zündung wirst du schnell verstehen.

Am besten bei den Kerzen und Steckern anfangen. Zur Prüfung ist es erforderlich, die Zündung einige male einzuschalten. Bitte umgehend nach Prüfung wieder ausschalten. Die Zündung sollte möglichst nicht länger als eine Minute eingeschaltet bleiben, da sonst die Endstufentransistoren im Steuergerät durchbrennen können (betrifft nicht die MBZA). Ein richtig eingestellter Zündzeitpunkt (3 mm vor OT bei EBZA; MBZA 8 oder 9,5mm) ist Vorraussetzung und sollte im Zweifel kontrolliert werden. Ebenfalls vorab prüfen, ob die Zündkabel bis Anschlag in die Zündspulen eingesteckt sind.

1. Hast du 5 KOHM-Stecker drin? Bei neuen Steckern steht’s drauf und ansonsten steht IFA drauf. Ggf. nachmessen. Es werden im Handel sehr gern Stecker mit 0 oder nur 1 KOHM verkauft. Das ist nach meiner Erfahrungen die häufigste Ursache für Zündungsausfälle, da diese Stecker einen Funken erzeugen, der das Gemisch gerade so noch entzünden kann. Aber eben nicht immer.
Die Prüfung von Zündungsfunken, Stecker und Kerzen ist ganz einfach: Stecker vom Kabel abschrauben, Kabel ca. 10mm von der Kerze weg halten und Motor starten lassen. Wenn dann ein schöner Funke zu sehen ist, dann ist in der Regel der Stecker der Fehler, ggf. auch die Kerze. Es ist normal, dass der Zylinder nicht zündet, wenn man das Kabel ganz an die Kerze ran hält. Kommt kein Funke, dann erst mal Kerze tauschen und Test wiederholen. Es empfiehlt sich auch bei laufendem Motor mal zu schauen (am besten im dunklen) und zu hören, ob der Funke irgendwo abhaut wie z. B. im Bereich der Zündkabel oder ggf. an den möglicherweise gerissenen schwarzen Kappen der Zündspulen.
In 90% der Fälle  geht’s jetzt wieder und der Stecker war die Ursache. Geht’s noch nicht, dann weiter mit Punkt 2.

2. Spannung an den Spulen prüfen.
Dazu macht sich ein Spannungsprüfer oder Multimeter ganz praktisch. Eine kleine Glühbirne mit Kabel würde es auch tun. Als erstes die Zündung einschalten und an den Spulen Klemme 15 prüfen, ob mindestens 12 Volt anliegen. Als nächstes Spannung an Klemme 1 der Spulen messen. Eine Spule sollte immer 12 Volt haben und die andere 0 Volt. Beim Vorwärtsdrehen des Motors am Lüfterrad (ggf. Kerzen dazu herausschrauben) sollte aller halben Kurbelwellenumdrehungen die Spannung an den Klemmen 1 der Spulen zwischen 0 und 12 Volt wechseln. Wenn das so geht, dann liegt es an den bzw. der Spule oder am Zündkabel. Sollten keine 12 Volt an Klemme 15 anliegen, dann Kabel prüfen. Die Brücke an den Spulen könnte im Laufe der Jahre oxidiert sein. Wenn beide Spulen keine Spannung haben, dann Kabel zum Zündschloß verfolgen, ggf. ist auch das Zündschloß defekt bzw. hat einen Wackelkontakt.
Unbedingt prüfen, ob die richtigen Spulen verbaut sind. Sie müssen an der Rückseite die Nummer 8352.101/6 haben. Alle anderen Spulen sind nicht geeignet und könnten als Ursache für diesen Fehler in Frage kommen.
Sollte der beschriebene Spannungswechsel an Klemme 1 der Spulen nicht stattfinden, dann kommt das schwarze Steuerteil oder der Kurbelwellengeber am Motor in Frage. Siehe Punkt 3.

3. Kurbelwellenhallgeber prüfen:
Lenkung ganz nach rechts einschlagen und den  Deckel seitlich am Motor vom Zündgebergehäuse abmachen. Nun kontrollieren, ob die 3 Kabel richtig angeklemmt sind. Grün am mittleren Kontakt, Braun an Klemme 31 und schwarz am 3. übrigen Kontakt. Weiterhin ist eine nicht seltene Ursache für Zündungsstörungen die serienmäßige Verlegung des Geberkabels. Dieses ist am Zylinderfuß unter eine Metallschelle geklemmt und geht da gern kaputt (Wackelkontakt). Weiterhin wird es durch den Motor am Keilriemen vorbeigefädelt und dort geht es auch mitunter kaputt. Dies wurde serienmäßig gemacht damit beim Keilriemenwechsel das Kabel nicht am Geber abgezogen werden muss. Heutzutage halten die Keilriemen aber ein Trabantmotorleben lang und es ist sehr sinnvoll und meine Empfehlung, das Kabel bei der Gelegenheit vom Motor zu entfernen und am Radkasten runter zu führen und dann direkt in das Gebergehäuse einzufädeln. Und wenn man doch mal den Keilriemen tauschen muss, so dauert dass dann nur eine Minute länger.
Ist das Kabel geprüft und richtig angeschlossen, jetzt das Steuerteil auf Funktion testen indem man das grüne mittlerer Kabel am Geber abzieht und gegen Fahrzeugmasse bzw. das braune Kabel hält. Beim Verbinden muss Zylinder 1 zünden und beim Trennen Zylinder 2.  Funktioniert das jetzt, dann ist möglicherweise der Geber defekt, das Steuerteil ist zumindest intakt. Gehts nicht, ist Steuerteil oder Kabel defekt. Zum Geber prüfen wieder das Messgerät (keine Glühlampe!) her nehmen und Spannung zwischen schwarzen und braunen Kabel prüfen. Das müssen immer 12 Volt anliegen (Zündung eingeschaltet). Falls nicht, Kabel prüfen oder Steuerteil defekt.
Nun Spannung am grünen Kabel gegen braunes Kabel (Masse) prüfen (Kabel bleiben immer am Geber angesteckt) und Motor wieder von Hand durchdrehen. Die Spannung muss wieder je halber Motordrehung von 12 nach 0 und wieder nach 12 Volt wechseln. Ist dass nicht der Fall, dann ist der Geber kaputt. Klappt das nicht und hat der Geber die richtigen Messergebnisse dann ist das Steuerteil defekt. Hat man Geber oder Steuerteil getauscht und es geht immer noch nicht, dann hat man möglicherweise wieder ein defektes Teil eingebaut oder was übersehen und man muss die Prüfung erneut durchführen.
Kommt ein Funke und man hat wirklich 5 KOHM-Kerzenstecker verbaut (bei 1 oder 0 KOHM-Steckern kommt auch ein Funke, aber mitunter eben nicht ausreichend um das Benzin-Luft-Gemisch zur Explosion zu bringen), dann kann es natürlich auch an einem nicht explosionsfähigen Benzin-Luft-Gemisch liegen. Das könnte ein fehlerhafter Vergaser sein, Fehler in der Spritzufuhr, Wasser oder anderes im Tank oder aber auch ein defekter Drehschieber im Motor. Im Zweifel aber die preiswerten Teile wie Zündkerzen, Stecker, Kabel etc. lieber einmal mehr wechseln, als einmal zu wenig. Das sind Verschleißteile, die man auch immer als Ersatz dabei haben sollte. Also zuviel gewechselte funktionsfähige Teile kommen in den E-Teile-Koffer und werden garantiert mal wieder benötigt.


Funktions-Erläuterung der Trabant-Elektronikzündung:

Durch die Zündspulen fließt jede halbe Motordrehung Strom. Dabei laden sie sich auf. Wenn der Stromfluß am negativen Kontakt Nr. 1 der Zündspulen durch das Steuergerät unterbrochen wird, entsteht eine Induktionsspannung von einigen tausend Volt die sich über das Zündkabel, Stecker und Zündkerze entlädt und dabei an der Kerze den Zündfunken erzeugt, der das komprimierte Benzin-Luft-Gemisch im Zylinder entzündet. Die Induktionsspannung ist nicht eben so plötzlich da sondern sie baut sich auf. Der Entladung über die Kerze steht der Vorwiderstand im Kerzenstecker entgegen. Desto höher der Widerstand, desto mehr Zündspannung baut sich auf. Es ist also UNSINNIG (wie von vielen "Experten" steif behauptet) Kerzenstecker mit weniger Widerstand zu benutzen oder Zündkabel welches angeblich besser leitet zu verwenden. Im Gegenteil!
Das Steuergerät schaltet den Strom der Klemme 1 der Spulen mittels Transistoren. Diese brennen durch, wenn der Motor steht und die Zündung eingeschaltet bleibt.
Das Steuergerät bekommt das Signal zum Schalten durch den Hallgeber unten am Motor. Vom Steuergerät gehen 3 Kabel zum Geber. Schwarz = 12V Spannungsversorgung Geber. Braun = Masse Geber. Grün = Schaltsignal. Der Hallgeber schaltet auf das grüne Kabel durch den sich drehenden Magneten jede halbe Motordrehung die Spannung an und ab. Das schwarze Steuergerät wertet das grüne Kabel aus und schaltet je eine Zündspule aus bei Ab- und Abschaltung der Spannung des gründen Kabels.


Mit diesem Wissen sollte sich jeder Zündungsfehler schnell finden lassen. Viel Erfolg!

Ralf Langer